Mittwoch, 10. September 2014

Eingestiegen, hingeflogen, ausgestiegen, angekommen?

Die ersten Tage meines Freiwilligendienstes in Kisumu, Kenia


Nun ist es schon vier Tage her, dass ich meinem Leben in Deutschland den Rücken zugekehrt habe. Der Abschied fiel mir ziemlich schwer, weil ich noch nie allein, so lange und so weit weg von Zuhause war. Immerhin sind es knapp 7000km, die mich von meiner Heimat trennen.

M iri und ich auf dem Flug
von Amsterdam nach Nairobi
Als ich dann aber im Flieger von Amsterdam nach Nairobi saß und Miri, meine Mitfreiwillige, neben mir hatte, sah die Welt schon ganz anders aus. Wir waren aber nicht allein, mit uns an Bord waren auch die Mädels, die nach Kisii in ein Projekt gehen. Sie sollten mit uns die erste Nacht in unserer kleinen Wohnung verbringen und am nächsten Tag, also am Montag, abgeholt werden.

Und dann war es endlich so weit, wir stiegen gegen 12 Uhr auf dem International Airport Kisumu aus dem Flugzeug. Der Name ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Er besteht aus einer Landebahn und einem Gebäude mit einem Gepäckband und einer Begrüßungshalle, in der ein paar Buden stehen.
Auf uns warteten schon einige Lehrer der Lutheran Church School und Carina unsere Vorgängerin. Gemeinsam mit ihr fuhren wir uns unsere neue Wohunung und da habe ich das erste Mal so richtig registriert, worauf ich mich da eingelassen habe. Alles hier ist einfach ganz ganz anders als in Deutschland. Zu diesen riesigen neuen Eindrücken kam noch Hunger, Müdigkeit und die Enge mit fünf Personen in den zwei Zimmern hier hinzu, sodass ich mich plötzlich echt sehr nach Hause gesehnt habe. Frei nach dem Motto: "Ich will zu meiner Mami".

Jedenfalls waren wir fünf dann am ersten Abend in einer Bar direkt am Victoriesee namens "Dunga Hill Camp". Dort haben wir einige andere Freiwillige aus Deutschland kennengelernt, die auch hier in Kisumu in Projekten arbeiten. Bestimmt werden Miri und ich auch in Zukunft mit ihnen etwas unternehmen, es ist nämlich wirklich spannend von den Erfahrungen der Anderen zu hören. Und stellt euch vor, ich konnte an meinem ersten Abend schon den wohl schönsten Sonnenuntergang meines Lebens sehen!



















Die Gefühlslage, von der ich oben berichtete, hatte sich am nächsten Tag jedoch schnell wieder geändert. Also natürlich hätte ich Mama und Papa schon gerne mal bei mir, aber am Montag sah ich alles einfach wieder viel relativierter.
Zu fünft im Tuk Tuk -
Geht nicht, gibt's nicht.
Ausnahmsweise mal
eine leere Straßeerwischt
Nachdem wir mit dem Tuk Tuk eine kleine Erkundungstour durch Kisumu machten, wurden die Kisii-Mädels Kathi und Anna abgeholt. Tobi, ebenso ein Freiwilliger für Kisii, der grad vom Flughafen kam, nahmen sie auch mit. Und die liebe Carina ist gestern früh wieder Richtung Heimat gereist. Sicherlich könnt ihr euch vorstellen, dass es ziemlich eigenartig für Miri und mich war plötzlich allein zu sein. Carina hat uns aber zum Glück schon unheimlich viel gezeigt und erzählt, sodass wir uns schnell mit der neuen Situation arrangieren konnten und alles viel vertrauter schien. Wir wussten, wo die nächsten Einkaufsmöglichkeiten sind, wie man den Müll entsorgt, bei wem man Wasser bestellt, wie das in der Schule so abläuft, wo man Handykarten kauft, wie man duscht, wieviel man ungefähr für Tuk Tuk und Piki Piki Fahrten bezahlt, wie man unseren coolen Gasherd bedient. usw. Danke noch einmal, das war eine echt große Hilfe! :-)

Gestern hatten Miri und ich noch einen freien Tag, an dem wir uns ausgiebig um unsere Wonungseinrichtung kümmerten. Während sie ihr ganzes Zimmer auf den Kopf stellte, habe ich unser Vorratsregal sortiert und mein Zimmer etwas verschönert. Und nun kann ich mit Wohlwollen sagen, ich fühl mich hier richtig Zuhause. Hier einige Bilder:
Unsere Küche
Unser Hausflur
(der Boden war für ein Foto
 noch zu unordentlich)


Unser Hauseingang






Die folgenden Bilder sind von meinem Zimmer...

Mein Schreibtisch mit dem Buckelelefantenbild
und unserem Vorratsregal







Die 5 coolsten Sachen in unserem Vorratsregal: Geburtstagskuchenkerzen, ein Deutschlandflagge-Gesichtsmalstift, Iphone-Handyhüllen, Spritzen und Kanülen und eine Wärmflasche. :-)








Unsere Dusche






Natürlich sind einige Sachen etwas gewöhnungsbedürftig, wie zum Beispiel, dass wir immer unter einem Moskitonatz schlafen müssen, wir ein Plumpsklo als Toilette haben, das wir uns mit unseren Nachbarn teilen, dass wir vorerst noch kein fließendes Wasser in der Wohnung haben und uns mit einer großen Schüssel und einem Becher duschen und überhaupt, dass wir mittendrin wohnen und nur Kenianer um uns haben. Weit und breit kein Europäer, was ich persönlich echt genial finde. Dadurch haben wir schon einen guten Anschluss zu unseren Nachbarn und zu unserer Vermieterin Lisa gefunden, die gestern Abend sogar mit frittierten Kartoffeln in unserer Wohnung stand.

Generell kann man sagen, dass die Menschen hier unheimlich herzlich und hilfsbereit sind. Vorallem die, mit denen man Tür an Tür wohnt, bzw. täglich zusammen ist. Was eben auffällt, dass Weiße auf den Straßen etwas "besonderes" sind. Man wird wirklich häufig angesprochen, gegrüßt und auffällig angeschaut. Bisher haben wir uns allerdings gut damit arrangiert und ich denke auch nicht, dass da irgendetwas passiert. Wie gesagt, die Menschen, die wir bisher kennengelernt haben, sind wirklich klasse!

Unser Lagerfeuerchen
Ansonsten sind Miri und ich schon ein bisschen in den Alltag eingetaucht und genießen das Erfüllen der Aufgaben in unserer ersten eigenen Wohnung mitten in Kenia. Das heißt wir kochen, waschen ab, waschen Wäsche, gehen einkaufen, und und und. Auch die ersten Haushaltprobleme haben wir mit bravur gelöst. Gestern, als ich den Reis in der Dusche abgegossen haben, ist da irgendwie nur Reisschleim mit Reis rausgekommen, weil das Wasser stark verkochte... beim Kochen. Naja jedenfalls war unser Mini-Duschabfluss (das Loch in der Wand) verstopft. Mit einem Stöckchen haben wir es dann wieder ganz geduldig wieder freigekratzt. Ein anderes Beispiel ist das Entsorgen unseres Mülls. Hier ist es üblich ihn in ein Loch zu schmeißen und dann anzuzünden. Also aktivierten wir heute zum ersten Mal unsere hauseigene Müllverbrennungsanlage, eine ziemlich rauchige Angelegeheit.


Um zurück zu meiner Überschrift zu kommen, ich bin eingestiegen, hergeflogen, ausgestiegen und auch schon angekommen, ja. Allerdings wird es sicher noch einige Zeit dauern, bis ich wirklich hier bin und mich ganz eingelebt habe.
Außerdem bin ich auf die Arbeit in der Schule gespannt. Zwar waren wir heute bereits den ersten Tag dort, aber ich möchte euch erst davon berichten, wenn ich mehr als einen Tag miterlebt habe. Eins kann ich euch aber schon verraten: es bereitet mir unheimlich viel Spaß und Freude mit Kindern mit Behinderungen zusammen zu sein und mich mit ihnen zu beschäftigen. Mal sehen was die nächsten Tage bringen.

Passt auf euch auf.
Eure Luisa


PS: Gestern erlebte ich meine erste tierische Angelegenheit: Ich saß im Dunkeln in meinem Bett, das gegenüber vom Fenster steht. Auf einmal, urplötzlich, kommt etwas aus Richtung Fenster geflogen und ich höre es auf dem Boden direkt vor mir landen und sich noch weiterbewegen. Ich habe angefangen wie ein angestochenes Schwein nach Miri zu brüllen: "Miri., Miri, mach das Tier weg, Hilfe!". Miri kam also angerannt, knippst das Licht an, wir schauen auf den Boden... Da  ist die Wassermelone von meinem Schreibtisch runtergerollt und lag auf der Erde. :-D Jaja, so ist das hier in Afrika, hier sind nicht nur die Tiere tierisch. Sondern auch die Wassermelonen.













3 Kommentare:

  1. Liebe Luisa :)
    Es freut mich sehr das du gut angekommen bist und dich schon ein wenig eingelebt hast. Ich bin gespannt auf deine nächsten Berichterstattungen. Gespannt da drauf zu erfahren wie das Leben dort unten so ist :)
    Pass auf dich auf!!
    Ich denk an dich,
    Max :)

    AntwortenLöschen
  2. Lulu, die 7c und ich werden dich, deine neuen Freunde und die "tierischen" Erlebnisse im Blog - Auge behalten. Wir organisieren in der Studienwoche einen Kuchenbasar für ein Projekt mit deinen jungen Menschen. Wir wissen: Ein fünfstöckiger Hühnerstall wird es nicht sein ;-D - Bis bald, bleibe gesund. Ute Arndt

    AntwortenLöschen
  3. Liebe Luisa,
    Ich bin immer noch beeindruckt von deinem Mut.
    Ich freue mich über deine Berichte.
    Pass auf dich auf.
    LG Anja

    AntwortenLöschen