Kwa matatu
kwenda… Überall - Teil 1
Mit dem Matatu nach…
Na, ihr wisst schon, überall eben J
„Backpacken
durch Kenia? Zwei kleine, weiße Mädchen? Und was ist, wenn wir unsere Rucksäcke
verlieren? Oder wir mal keinen Schlafplatz finden? Oder wir verloren gehen?
Miri, ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist.“ „Luisa, wie willst du denn
bitte verloren gehen? Gib dir einen Ruck, das wird super!“
So oder so
ähnlich beschlossen Miri und ich, wie wir in unsere 1 ½ Monate Sommerferien
starteten – mit einer Backpackertour durch den südlichen Teil Kenias.
Am Sonntagmorgen
(gegen 12 Uhr, der Abend zuvor war etwas länger) packten wir dann also unsere
sieben Sachen, stellten überall Grundordnung her und schlossen schweren Herzens
hinter uns die Haustür. Ein eigenartiges Gefühl. Man verlässt etwas Fremdes,
was aber sein Zuhause geworden ist, um wiederum in die Fremde zu ziehen. Ohne
genaueren Plan, ohne Zeiteinschränkung, nur mit einer nie gefühlten Freiheit
und dem Gedanken, wo man diese Nacht wohl schlafen wird, im Gepäck.
Und so
begann unser Abenteuer im Abenteuer…
Kericho
Na gut, ein
bisschen haben wir schon geplant, sonst wäre ich nicht ich. Wir wussten jedoch
nur, dass wir am Sonntagabend in Nakuru sein mussten, weil wir dort über das
Internet (!) ein Zimmer gebucht hatten. Damit war wenigstens die erste Nacht in
Sack und Tüten.
Unser erster
Stopp war jedoch die kleine Stadt Kericho, bekannt für den enormen Anbau von
Tee. 60% des Tees, der aus Kenia exportiert wird, kommt aus Kericho. Und Stellt
euch mal vor, Kenia ist der drittgrößte Teeexporteur der Welt! Unser Wunsch war
es die Plantagen zu sehen und natürlich auch einmal den Tässchen zu probieren.
Wir kennen nur diesen afrikanischen Schwarztee mit Milch aus der Schule, der
bis ins Unendliche gesüßt ist. Ernüchterung, an Sonntagen keine Führungen durch
die Plantagen, Tee gibt es nur im örtlichen „Tea Hotel“ und jetzt ratet mal,
was das für ein Tee war… Richtig, afrikanischer Schwarztee mit Milch. Aber
wenigstens stand die Dose Zucker noch daneben.
Menschen
sind doch irgendwie eigenartige Wesen, oder?
Nakuru
Also diese
Matatufahrt im Dunkeln von Kericho nach Nakuru hat mich fertig gemacht. Erstmal
war es Glück, dass wir überhaupt noch ein Matatu erwischten und dann hatten wir
wohl den „krassesten“ Fahrer überhaupt. Ich glaube ja immer noch der war auf
Speed. Jedes Mal, wenn uns ein Auto entgegenkam: Fernlicht an, aus, an, Hupe,
Fernlicht aus, GANZES LICHT AUS, Hupe, Licht an, anderes Auto weg. Nach zweieinhalb Stunden Horrorfahrt war er
aber so freundlich und hat uns zu unserer Unterkunft gefahren, wir hatten
nämlich echt keinen Plan, wo wir hinsollten.
Die Unterkunft,
war wohl die gruseligste Abstiege, die wir uns hätten aussuchen
können. Aber was erwartet man schon für 6€ die Nacht? Okay okay, also
wenigstens eine geschlossene Decke. Ich habe in meinem Leben zu viele
Gruselfilme gesehen, als dass ich mit direktem Blick in den Dachboden ruhig
schlafen könnte! Da fand ich es halb so schlimm, dass die Badtür nicht zuging,
die Wände schimmelig waren und uns Mariah Carrey mit einem anzüglichen
Kommentar Tag und Nacht schöne Augen machte.
Irgendwann nach gefühlten 24km (wir waren erst beim ersten Viertel) krackselten wir auf schwarze Hügel, die wenig bewachsen waren. Unter unseren Füßen war ganz junge Lava, die bei einem Ausbruch vor 350 Jahren entstanden ist, es aber nicht über den Rand geschafft hat. Es war als fließe das Magma noch, denn die Lava hatte noch immer eine strömende Form, es war unbeschreiblich. Bei jedem Schritt knackte es unter uns, weil dieses leichte und weiche Gestein voller Luftbläschen ist und schnell nachgibt.
James führte
uns von den Hügeln aus auf eine Straße im Krater, die von einer chinesischen
Firma für alternative Stromgewinnung angelegt worden war. Soviel zum Thema
„unberührte Natur“. Von da an
begann das Latschen. Es war so warm, irgendwie wehte kein Lüftchen, aber Leute,
diese Landschaft!
Alle paar Meter eine komplett neue Vegetation! Und kurz vor
dem Aufstieg am anderen Ende des Menengai Crater… Ich habe mich mal wieder wie
in „Derr Herr der Ringe“ gefühlt. Es hätte die Originalkulisse sein können und
ich habe mir gewünscht, ich wäre noch mal ein Kind, das dort mit seinen Freunden
Rollenspiele spielen kann. Sowas wie „Mutter, Vater, Kind“, nur mit Hobbits und
Elben. J
Höhlenklettern |
Nachdem wir
aus dem Krater herauskletterten, besuchten wir noch zwei Höhlen, die damals
kenianischen Kriegern vor den Briten als Versteck dienten. Heute sind es religiöse
Stätten, wo sich Menschen versammeln, um durch die Natur eine Verbindung durch
Gott zu finden. Wir haben irgendwie nur ein gefülltes Bienennest gefunden, was
dann nicht mehr gefüllt war, weil die Bienen hinter uns herflogen und unseren
lieben James leider in seinen Kopf piekten.
24 Kilometer
und jeder Einzelne hat sich gelohnt. Hach ja, schön war‘s!
Naivasha
„Luisa!! Guck doch mal da, am Straßenrand stehen Zebras!“. „WAS?! Oh man Miri,
wir sind sowas von in Afrika!“. Miri und ich klebten förmlich an der Autoscheibe im
Matatu von Nakuru nach Naivasha. Jetzt war es der Matatufahrer, der gedacht
haben muss wir wären auf Speed. Erst als wir ihm erzählten, dass bei uns weder
Zebras, noch Giraffen oder sonstige afrikanische Tiere leben, verstand er die
Aufregung und sagte: „Dann gibt es also gar keine Tiere in Deutschland?“.
Wir blieben
nicht in Naivasha, diese Stadt ist nämlich wirklich nicht schön, sondern fuhren
gleich weiter zum Fisherman’s Camp am Lake Naivasha, wo wir ein paar Tage
verbringen wollten.
Eine von
Miris und meinen Gemeinsamkeiten ist, dass wir zelten lieben! Sie, aufgrund
unzähliger Festivalbesuche und ich, aufgrund von Survivaltrainings mit Papa.
Unser Zelt,
das wir mieteten, war ca. 10 Meter vom Ufer entfernt aufgebaut und auf halber
Distanz befand sich ein Elektrozaun. Ihr fragt euch jetzt bestimmt wozu der gut
sein sollte, oder? Ja, das haben wir uns auch gefragt. Bis abends plötzlich
zwei riesige fette Flusspferde vor unserem Zelt standen, nur durch den Zaun
aufgehalten alles platt zu machen, was wir unser Eigen nennen. Wir konnten sie
nachts sogar kauen und ins Wasser rennen hören. Eine Gänsehaut-Erfahrung fürs
Leben!
Auch das
Wetter in Naivasha hat uns ein aus der Bahn geworfen, es war nämlich ar***kalt!
Ich weiß, was ihr jetzt im eklig-kalt-feuchten Deutschland denkt, aber wir
haben wirklich gefroren! Und nach drei Monaten mal wieder kalte Hände oder Füße
zu haben, da ist doch ein bisschen rumwundern erlaubt, oder? J
Am
Donnerstagvormittag liehen Miri und ich uns Mountainbikes aus, um eine
Fahrradtour durch das Bilderbuch-Afrika zu machen. Eigentlich hatten wir vor
den Hell’s Gate National Park zu beradeln, allerdings gab uns ein Mann am Abend
vorher den Hinweis einfach die Landstraße entlang zu fahren. Er sagte, dass man
dort die Tiere, die es im Park gäbe, auch ohne Eintritt zu sehen bekommt.
Was für ein
Gefühl, endlich wieder Fahrrad zu fahren! Endlich wieder ein Verkehrsmittel
alleine betätigen. Hier in Kisumu ist das unmöglich, weil man als ungeübter
Links-Verkehr-Teilnehmer ganz bestimmt nach den ersten 20 Metern umgegurkt
wird. Und wieder kam so ein Gefühl von
Freiheit und Glück in mir auf. Nur, weil wir Fahrrad gefahren sind. Wunderschön,
was für Kleinigkeiten einen Menschen glücklich machen können.
Es war ziemlich
warm an dem Tag und überall standen die für Afrika typischen Akazienbäume. Ab
und zu lugte das Ufer des Sees zwischen den Bäumen auf der rechten Seite hervor
und immer wieder kamen Schilder mit der Aufschrift: „Achtung, wilde Tiere
kreuzen die Straße!“. Ehrlich gesagt, so sehr in Afrika habe ich mich in den
drei Monaten noch nicht gefühlt. Und wir mittendrin auf einem Fahrrad.
Allerdings
hat ein Tier gefehlt, das wir unbedingt sehen wollten. Giraffen. Und kaum
hatten wir den Gedanken ausgesprochen ragte ein Giraffenhals mit Kopf hinter
einigen Büschen heraus. Schnell stiegen wir ab, lehnten die Räder gegen einen
Baum und schlichen uns an. Hinter der einen Giraffe standen noch 3 weitere
etwas abseits, ein Gnu, Garzellen und Warzenschweine. Einfach so.
Naivasha hat
uns sehr gefallen und dort waren wir definitiv nicht das letzte Mal. Allerdings
wollten wir weiter nach Nairobi, die Hauptstadt Kenias, um dort Miris
Geburtstag zu feiern und Großstadtluft zu schnuppern.
Wie wir dort
in eine Rastafari-Party platzten, welche Eindrücke wir aus Kibera, dem größten
Slums Ostafrikas, sammelten, wie wir den Kilimanjaro erreichten, 10 Stunden mit
einem Massai ohne Englisch- oder Kiswahilikenntnisse nach Löwen suchten und
schließlich auf zeitlosen Inseln im Victoriasee landeten, erzähle ich bald im
2. Teil von „Kwa Matatu kwenda… Überall“.
Bis dahin
macht’s gut und passt auf euch auf!
Trinkt einen
Eierpunsch für mich mit und hebt mir bitte einen Crêpe mit Nutella für mich
auf, bis ich wieder da bin! J
Eure Luisa